- Wiesbaden, Kurhaus, Aids-Benefiz-Gala
- Frankfurt, Nordwestzentrum, Jubiläumsfest
- Mainz, Johannisnacht
- Worms, Festival Jazz & Joy
- Nierstein, Stadtpark, Eröffnung des Kultursommers
- Guntersblum, Kellerwegfest am Julianenbrunnen
- Neujahrsempfang des Gewerbevereins Mainz-Gonsenheim
- Hochzeiten (Sektempfänge)
- Hoffeste
- Geburtstage
- DVD- und CD-Produktion

 

Bei der „Rheinhessen Big Band“ macht
der Takt die Musik


Von Beate Nietzel
RHEINHESSEN - „Die letzten acht Takte nochmal“, bittet Klaus Hessel. Zwei Schläge vor, und los geht’s. Der Schluss von „Mack the Knife“ schallt durch das Vereinsheim des Bodenheimer Blasorchesters, und Ralf Meyer flicht einen Solopart auf der Trompete ein. Während Klaus Hessel erst zum zweiten Mal an den Proben der „Rheinhessen Big Band“ teilnimmt, zählt Meyer quasi zu den
Urgesteinen des Ensembles.
„Mal was anderes machen“ wollten jene Damen und Herren, die sich im Jahr 2008 zusammenfanden. Mehr Swing, mehr Drive, mehr Improvisation, mehr Pep – das sollte es sein neben den vertrauten Aktivitäten in den Musikvereinen der Region. Jetzt werden Duffys „Mercy“ oder „Hawaii Five-0“, „Big Spender“, „Stompin’ at the Savoy“ und „In the Mood“ rausgehauen, kommen Pop-Klassiker wie „Lady Madonna“ von den Beatles und Musical-Hits im Big-Band-Sound daher.


Das Repertoire umfasst mehr als 80 Titel.

Das Notenbuch ist voll: Mehr als 80 Titel umfasst das Repertoire, und an diesem Abend werden wieder drei neue Stücke eingeübt. Sängerin Elisa Schmidt, die als Jugendliche Unterricht in Jazzgesang nahm und deren Papa zusammen mit Ilse Schröer für das Tenor-Sax zuständig ist, schmelzt „Blue Moon“ ins Mikro, hat sich auch schon „Natural Woman“ und „Street Life“ draufgeschafft.

„Man kennt sich“, umreißt Eva Kamp die regionale Musikerszene und steckt das Mundstück in ihr Instrument. „Vier Trompeten, vier Posaunen, fünf Saxofone und eine aus Gitarre, E-Bass, Piano und Schlagzeug bestehende Rhythmusgruppe“ beschreibt sie die für eine Big Band typische Besetzung. Im Bodenheimer Blasorchester spielt Eva Kamp Klarinette, hier in der Rheinhessen Big Band verstärkt sie mit dem Bariton-Saxophon die Bläsersektion. Niersteiner Kilianos, Stadtkapelle Oppenheim, der Dienheimer Musikverein, St. Julianen aus Guntersblum, Blasorchester Gimbsheim – etliche Aktive aus lokalen Ensembles waren seinerzeit offen für die Gründung einer Big Band, deren Mitglieder nicht nur aus weiten Teilen Rheinhessens kommen, sondern auch ihre Heimatregion mit dem von Jazz und Swing geprägten Repertoire erfreuen wollen.
Das gelingt den aktuell 27 Musikerinnen und Musikern offensichtlich überzeugend: Nach dem ersten öffentlichen Auftritt 2009 bei der Niersteiner Kerb verpflichtete der örtliche Kulturbeauftragte Tobias Bieker sie umgehend für den Kultursommer – was sich zur guten Tradition gemausert hat. Es folgten in jüngerer Vergangenheit Gastspiele bei „Jazz & Joy“ in Worms, bei der Mainzer Johannisnacht oder der Aids-Gala im Wiesbadener Kurhaus. „Außerdem treten wir oft auf Hoffesten auf“, erläutert Gründungsmitglied Oliver Heinrich, der gerade seinen E-Bass einstöpselt. Dass die Big Band-Begeisterung auch auf das andere Rheinufer überschwappt, dafür stehen Gitarrist Stefan Leipziger aus Hochheim und Manfred Eichhorst: Der Wiesbadener an der Posaune, musikalischer Leiter des Guntersblumer Musikvereins St. Julianen, ist mit seinen 78 Jahren der Senior der Band, deren Attraktivität für die
nachfolgenden Generationen wiederum der 21-jährige Schlagzeuger und Perkussionist Kai Zinßer belegt.


Nach den ersten Monaten der Orientierung fand die von Dirk Steen gemanagte Big Band im Jahr 2009 einen musikalischen Leiter, der bis heute die Geschicke lenkt: Johannes Musseleck. Damals studierte der Bandleader Jazz, heute betreibt
er eine Musikschule. Einer, der drei Jahre Schlagzeug bei ihm lernte, ist Roman Ackerschewski. „Eine musikalische Herausforderung“ nennt der junge Mann, der Erfahrung in einer Cover-Band mitbringt, das Spiel in der Big Band. Seit Januar
verstärkt Forian Reinert, früherer Profi-Musiker und vor einem Jahr mit seiner Familie nach Bodenheim gezogen, die Rhythmus-Sektion. „Wir brauchen die Percussion, die uns einfädelt“, betont Eva Kamp deren Bedeutung.
Konzentriert neigt Gregor Werum das Ohr in Richtung des von Klaus Hessel bedienten Pianos. Der junge Ingenieur hat viele Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet, ist vor Kurzem in seine Heimat zurückgekehrt und hat schon immer gern Musik gemacht. Ein Schulfreund hat ihn auf die Rheinhessen Big Band aufmerksam gemacht. Zum ersten Mal ist er bei deren Probe zugegen, der letzten regulären vor dem Saisonauftakt in Nierstein. Also, zwei Schläge vor, und nochmal bitte…      Allgemeine Zeitung, Rhein Main Presse, 06.05.2017